Texte

Stimmlage # 109, Winter 2018/19

In meiner Kolumne Stimmlage (Zeitschrift Stimme) habe ich mich zuletzt mit dem Thema „Backlash“ beschäftigt:

Von Gegenschlägen und Rückschritten

Der Gegenschlag hat in gesellschaftspolitischen Belangen andere Auswirkungen als im Boxkampf. Der Unterschied liegt insbesondere darin, dass Personen und Gruppen, die emanzipatorische Forderungen auf ihre Transparente geheftet haben, nach einem massiven Backlash nicht nur am Boden liegen, sondern bald auch beginnen, die eigenen Agenden und Forderungen, ja die wichtigsten sozialen und politischen Errungenschaften in Frage zu stellen und sich zusehends auf die Ebene des „Gegners“ begeben.

Stimmlage #108, Herbst 2018

In meiner aktuellen Kolumne „Stimmlage“ (Zeitschrift STIMME) habe ich mich, ausgehend von einer Rede Daniel Kehlmanns, mit der Rolle des Bundeskanzlers Kurz bei der Rechtsfärbung Österreichs auseinandergesetzt:

Der Kanzler und die Tradition

Diese [die Mitte-rechts-Parteien] übernehmen rechtspopulistische Positionen, vor allem in Fragen von Flucht, Asyl und Migration, um die zunehmende Erosion des eigenen Halts bei der Bevölkerung wieder umzukehren. Einmal als „Schmiedl“ mit den echten „Schmieden“ in Koalition, beginnen sie, jedes Augenmaß für die eigenen ethischen Werte und politischen Standards zu verlieren und den Steigbügelhalter für (bis zum Neofaschismus reichende) Rechtsaußen-Politiken zu machen.

Neuer Buchbeitrag: Der Name des Zeigefingers

Mein neuer Buchbeitrag „Der Name des Zeigefingers. Zur kritischen Rolle der Kulturalität als eine Differenz“ ist soeben erschienen in:

Ursula Hemetek, Daliah Hindler, Harald Huber, Therese Kaufmann, Isolde Malmberg und Hande Sağlam (Hg.):
Transkulturelle Erkundungen. Wissenschaftlich-künstlerische Perspektiven
Wien – Köln – Weimar: Böhlau. ISBN: 978-3-205-20517-3.

Aus dem Text:

Übertragen wir die sprachliche Differenz, die ohne positive Einzelglieder möglich ist und durch die jeweilige Konstellation sprachlicher Einheiten entsteht, auf die Ebene des Kulturellen. Auch diese Differenz, die ich Kulturalität genannt habe, muss nicht durch positive (also: präexistente) Einzelglieder namens Kultur bestehen. Die vorhandene kulturelle Konstellation, ob wir diese nun faktisch als interkulturell, normativ-politisch als multikulturell oder erkenntnistheoretisch als transkulturell bezeichnen, und der Umgang mit dieser Konstellation stiften erst kulturelle Differenz. Kulturalität bezieht sich nicht unmittelbar auf das Substantiv »Kultur«, sondern auf das Adjektiv »kulturell«. Dieser terminologische Umweg ist politiktheoretisch motiviert. Kulturalität verweist nicht auf Differenzen zwischen Kulturen, sondern auf eine Differenz (Verschiedenheit, Besonderes) unter anderem – etwa wie Gender oder Klasse. Somit ist sie eine Perspektive, ein Faktor und eine Dimension der Erkenntnis, des Handelns und des Sprechens.

Mit dem Reklamieren von Kulturalität schlage ich vor, Differenz als Anlass zur Gesellschaftskritik zu begreifen. Das ist auch der Punkt, an dem die Ansätze von Multi-, Inter- und Transkulturalität einander nahekommen.

Beiträge in der Zeitschrift STIMME # 107

Im aktuellen Heft 107 der STIMME, Zeitschrift der Initiative Minderheiten, handelt meine Kolumne „Stimmlage“ vom politischen Spektrum: Links und rechts.

Stehsätze ähneln Möbelstücken in einem überfüllten Zimmer, man stößt bei jedem Schritt unweigerlich an sie. Ein dickbeiniger politischer Stehsatz unserer Tage, der bedrohlich herumsteht, lautet: „Es gibt heute kein Links und kein Rechts mehr!“

Zudem wurden in derselben Ausgabe der Zeitschrift Auszüge aus der Laudatio der Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou zur Verleihung des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien an mich abgedruckt, nebst meiner Dankesrede.

Stimmlage #105 und #106 zum Thema Demokratie und Politik

In meiner Kolumne Stimmlage (Zeitschrift STIMME) habe ich mich in zwei aufeinander folgenden Ausgaben mit den Fragen befasst, wie das Verhältnis zwischen Demokratie und Politik gemeinhin gesehen wird und welche Folgen die um sich greifende „Politikvergessenheit“ nach sich zieht:

(Nr. 105) Empörung und Lebensgestaltung: Begehrte Demokratie und vergessene Politik

Empörung und Lebensgestaltung als aktueller Widerstand? Das ist nur scheinbar paradox; das Kollektive und das Individuelle bilden hier gar keine Gegensätze. Sie haben sogar viele Gemeinsamkeiten. Ich möchte zwei miteinander verwobene nennen: Vermeidung der Politik und Überhöhung der Demokratie.

(Nr. 106) Von Göttern und der „Endstation Demokratie“

Indem sie uns „todsichere“ Pfade anbietet, tötet die Politik das Politische. Das bedeutet zudem die Einschränkung von Freiheit und Autonomie. Demokratie ist – verstanden als ethische Norm, gute Lebensführung oder moralische Tugend – eine solche „tote“ Endform des Politischen, aber sie bildet mitnichten die letzte Station der Geschichte.

Mein Beitrag über Kunstkritik im mdw-Magazin

Im Magazin der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, mdw-Magazin # Special März/April 2018: Criticism, ist ein Beitrag von mir in Deutsch und Englisch erschienen:

Kunstkritik zwischen Macht und Veränderung

Mag die Kritik den Kommentar als herrschendes hermeneutisches Verfahren zeitweilig verdrängt haben, dessen Funktion, die Tradition abzusichern, hat sie indes nicht abgeschafft, sondern übernommen. Ein Konglomerat aus hermeneutischen Diskursen macht sich an die Kunsterzeugungen, bestimmt ihren Marktwert ebenso wie ihre Aufnahme in den Bildungskanon, spricht über deren „stille Wahrheit“, „wahren Kern“, aber auch über deren gesellschaftliche Stellung und Funktion. Da dieser Metadiskurs gemeinhin Kritik genannt wird, bleibt er selbst immun gegen Gesellschaftskritik.

Art Criticism Between Power and Change (engl. Übersetzung von: Christopher Roth)

It may be that criticism has, now and again, crowded out commentary as the dominant hermeneutic process. But in doing so, it never eliminated commentary’s function of shoring up tradition; it much rather took it over. A whole conglomerate of hermeneutic discourses takes on artistic output, determining its market value along with whether it should be added to the educational canon, and speaking about its “silent truth” or “true core”—and also about its status and role in society. Being commonly referred to as criticism, this meta-discourse itself remains immune to social criticism.

hallac.org’daki son yazım

hallac.org’daki son yazımda, sağ ve sol kavramlarının bugünkü anlamlarının ne olabilceğini ya da ne olması gerektiğinı tartıştım:

Siyasal duruş ve siyasal gidiş

Gelecek geçmiş gerektirir, diye bir söz var Almancada. Bana öyle geliyor ki; bugünün koşullarında solun en tanımlayıcı özelliği, milliyetçi ideolojileri reddetmek. Bunu yaparken sol hareketler, sahip çıkabilecekleri bir geçmiş de oluşturuyorlar kendilerine. Özellikle Türkiye gibi “etnik mühendislik” üstünde temellenen, buna karşın hâlâ geçmişiyle hesaplaşmamış bir toplum ve ulus-devlet çerçevesinde oluşmuş sol hareketler için sanırım can alıcı bir soru bu.

(In diesem auf Türkisch veröffentlichten Beitrag diskutiere ich die heute möglichen Inhalte der politischen Begriffe „rechts“ und „links“. Eine deutsche Version dieser Überlegungen wird folgen.)