Anfang Juli 2018 hat das Freie Radio Salzkammergut mit mir ein Interview für die Sendung Der Widerhall geführt. Thema: Die Rechten, die Linken, die Menschen und die Politik. Das Interview wurde in zwei Teilen ausgestrahlt:
In meiner Kolumne Stimmlage (Zeitschrift STIMME) habe ich mich in zwei aufeinander folgenden Ausgaben mit den Fragen befasst, wie das Verhältnis zwischen Demokratie und Politik gemeinhin gesehen wird und welche Folgen die um sich greifende „Politikvergessenheit“ nach sich zieht:
Empörung und Lebensgestaltung als aktueller Widerstand? Das ist nur scheinbar paradox; das Kollektive und das Individuelle bilden hier gar keine Gegensätze. Sie haben sogar viele Gemeinsamkeiten. Ich möchte zwei miteinander verwobene nennen: Vermeidung der Politik und Überhöhung der Demokratie.
Indem sie uns „todsichere“ Pfade anbietet, tötet die Politik das Politische. Das bedeutet zudem die Einschränkung von Freiheit und Autonomie. Demokratie ist – verstanden als ethische Norm, gute Lebensführung oder moralische Tugend – eine solche „tote“ Endform des Politischen, aber sie bildet mitnichten die letzte Station der Geschichte.
Mag die Kritik den Kommentar als herrschendes hermeneutisches Verfahren zeitweilig verdrängt haben, dessen Funktion, die Tradition abzusichern, hat sie indes nicht abgeschafft, sondern übernommen. Ein Konglomerat aus hermeneutischen Diskursen macht sich an die Kunsterzeugungen, bestimmt ihren Marktwert ebenso wie ihre Aufnahme in den Bildungskanon, spricht über deren „stille Wahrheit“, „wahren Kern“, aber auch über deren gesellschaftliche Stellung und Funktion. Da dieser Metadiskurs gemeinhin Kritik genannt wird, bleibt er selbst immun gegen Gesellschaftskritik.
It may be that criticism has, now and again, crowded out commentary as the dominant hermeneutic process. But in doing so, it never eliminated commentary’s function of shoring up tradition; it much rather took it over. A whole conglomerate of hermeneutic discourses takes on artistic output, determining its market value along with whether it should be added to the educational canon, and speaking about its “silent truth” or “true core”—and also about its status and role in society. Being commonly referred to as criticism, this meta-discourse itself remains immune to social criticism.
Auf IM BLOG habe ich eine neue Rubrik gestartet: Kommentierte Schlagzeilen aus österreichischem Medienalltag. Die Rubrik trägt den Titel LAUBSTURM. Schlagende Zeilen aus vergilbten Blättern, und ich habe bereits zwei Beiträge geliefert.
Gelecek geçmiş gerektirir, diye bir söz var Almancada. Bana öyle geliyor ki; bugünün koşullarında solun en tanımlayıcı özelliği, milliyetçi ideolojileri reddetmek. Bunu yaparken sol hareketler, sahip çıkabilecekleri bir geçmiş de oluşturuyorlar kendilerine. Özellikle Türkiye gibi “etnik mühendislik” üstünde temellenen, buna karşın hâlâ geçmişiyle hesaplaşmamış bir toplum ve ulus-devlet çerçevesinde oluşmuş sol hareketler için sanırım can alıcı bir soru bu.
(In diesem auf Türkisch veröffentlichten Beitrag diskutiere ich die heute möglichen Inhalte der politischen Begriffe „rechts“ und „links“. Eine deutsche Version dieser Überlegungen wird folgen.)
Wir brauchen keine Zeichen der Wiederbetätigung: Diese Regierung verkörpert so ziemlich alle Eigenschaften einer neuen rechten Ideologie, worüber sich manche Politiktheoretiker_innen bereits seit den 1970er Jahren Gedanken machen und die unter anderem „autoritärer Etatismus“ genannt worden ist. Rassismus als Staatsideologie, gepaart mit exekutivem Autoritarismus und einem minderheitenfeindlichen, biologistisch-sozialdarwinistischen Gesellschaftsmodell: das ist schon eine „rechte Gefahr“ – wenn auch ohne Nazi-Stiefeln und Hakenkreuz-Fahnen.